
23.03.2022
Die Seite des Bürgermeisters
Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Soest
In Rubrik: Wirtschaft | Aus Magazin Nr: 166
4 min Lesezeit

Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema Tod und Sterben schreckt viele ab. Und doch gibt es Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst engagieren. Dabei freuen sich Betroffene besonders, wenn sie sich in schweren Zeiten mit Menschen austauschen können. Auch für den Kreis Soest gibt es einen ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst. Und auch Menschen aus unserer Gemeinde bringen sich dort ein. Viele unserer Vereine haben in der Vergangenheit das Engagement des Dienstes mit Sitz in Soest finanziell unterstützt. Als Zeichen der Solidarität und des Respekts haben wir erst vor wenigen Tagen, am 10. Februar, an dem Tag der Kinderhospizarbeit, unser Rathaus grün angestrahlt – eine Aktion, an die sich viele Kommunen im Kreis Soest angeschlossen haben.
Aus Gesprächen mit ehrenamtlich Begleitenden und hauptamtlichen Koordinatoren weiß ich, dass die Frauen und Männer sehr gut auf ihre Aufgabe vorbereiten. So durchlaufen die Ehrenamtlichen einen sogenannten Befähigungskurs. Dabei geht es um die ganzheitliche Vorbereitung auf die Arbeit im Dienst. Also um die eigene Erfahrung mit Tod, Sterben und Trauer, um die Erfahrungen, die andere damit gemacht haben. Dann geht es natürlich um die Grundvoraussetzungen. Wichtig dabei: Die Ehrenamtlichen müssen nicht pflegen, darin sollen sie auch nicht ausgebildet werden. Sie erfahren stattdessen etwas über die lebensbedrohenden Krankheiten. Was ist ein Tracheostoma, was ist der Unterschied zwischen der Sauerstoffgabe und Beatmung, so etwas eben. Dann wird aber auch die letzte Phase vor dem Tod besprochen und die damit verbundenen Schmerzen. Auch das Thema Nähe / Distanz ist wichtig. Man sollte sich schon als Ehrenamtliche ein wenig abgrenzen können.
Dieser Grundkurs umfasst 80 Stunden, insgesamt sind es 100 Stunden. Da erfährt man dann noch einmal etwas über die kulturellen und die religiösen Hintergründe, Tod und Sterben und über den Umgang damit.
Wobei wichtig ist: Die Ehrenamtlichen können für sich entscheiden, welches Tempo sie gehen möchten, wie mir die hauptamtliche Koordinatorin in einem Gespräch erklärt hat. Wenn sich jemand nach dem Befähigungskurs noch nicht in der Lage fühlt, in eine Familie zu gehen, dann braucht er oder sie das auch nicht. Dann bekommt man die Zeit, die benötigt wird, um sich für einen Einsatz bereit zu fühlen. Da gibt es ganz unterschiedliche Betätigungsfelder. Das ist zum Beispiel die Öffentlichkeitsarbeit, da gibt es Bürotätigkeiten oder die Vorbereitung von Familientreffen. Alle können sich an die Arbeit herantasten, alle sind willkommen, zu helfen.
Was ich aber auch aus den Gesprächen mitgenommen habe: Die Hemmschwelle beim Thema Tod, Sterben oder Behinderung ist bei Männern größer als bei Frauen. Daher sucht der Dienst gerade junge Männer. Vor allem für die Begleitung von pubertierenden Jungs. Die wollen keine zweite Mutter. Die wollen keine junge Frau. Die wollen über ihre Gefühle in der Pubertät und über ihre Bedürfnisse sprechen. Und das machen sie am liebsten mit einem jungen Mann, der auch mal mit ihnen in eine Disco oder einfach dorthin geht, worauf sie Lust haben. Da ist es eben schon wichtig, dass sich die Männer bei dem Thema angesprochen fühlen.
Wobei mir die Ehrenamtlichen erzählt haben: Die Familien fühlen sich durch die Hospizarbeit gut aufgefangen. Denn es soll um Spaß, Freude und Lachen gehen, es soll um die Entlastung im Alltag und nicht um das Sterben gehen, um so einen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen der Familie und den Möglichkeiten der Ehrenamtlichen herzustellen. Wann haben die Ehrenamtlichen Zeit, in die Familie zu kommen und wer passt zu wem.
Was mich tief beeindruckt: Die Ehrenamtlichen erfahren ihre Arbeit nicht als Belastung. Im Gegenteil. Ihr eigenes Leben, ihre Probleme rücken durch die Arbeit in den Hintergrund, berichtet man mir. „Wenn ich sehe, wie sich das Kind, das ich begleite, freut, wenn ich komme – diese Arbeit ist Reichtum ohne Ende“, hat mir eine Frau berichtet.
Die Arbeit des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes beginnt mit der Diagnose der lebensverkürzenden Erkrankung. Das ist auch der Unterschied zur Erwachsenenhospizarbeit. Viele Eltern berichten dem Dienst, dass sie die Entlastung durch Ehrenamtliche gerne ab diesem Zeitpunkt haben würden.
Aktuell werden 20 Familien mit insgesamt 16 erkrankten Kindern und ihren Geschwistern begleitet. Zurzeit gehören 33 Ehrenamtliche plus 7 im Qualifizierungskurs zum Dienst. 26 Ehrenamtliche sind in 18 Familien im Einsatz.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diese wichtige Institution unterstützen. Es gibt bestimmt auch die eine oder andere Veranstaltung oder Plattform, wo sich der Kinder- und Jugendhospizdienst anhand eines Info-Standes gerne repräsentieren würde.
Gehen Sie direkt auf die Verantwortlichen zu. Meinen herzlichen Dank im Voraus.
Bleiben Sie gesund
Rainer Busemann
Bürgermeister der Gemeinde Ense
Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Soest, Oestinghauser Str. 11, 59494 Soest,
Telefon: 02921 6725885
Spendenkonto Deutscher Kinderhospizverein e.V.
Sparkasse SoestWerl
IBAN: DE24 4145 0075 0000 0956 95
BIC: WELADED1SOS