09.03.2021

Impfbarrieren und kein Ende? Nein, Es wird hoffentlich doch noch alles gut!

SPD Ense

Aber der Reihe nach:
Der Pflegedienst Lebens-wert aus Ense, der in Ense-Bremen und Ense- Niederense neben der ambulanten Pflege auch eine 24- Stunden- Betreuung vor Ort im Rahmen des betreuten Wohnens anbietet, sowie eine Tagespflege, wandte sich mit der dringenden Bitte um Hilfe an die SPD Ense. Man hatte nämlich eine hervorragende Idee und wurde dann in nicht nachvollziehbarer Art und Weise von der Kreisverwaltung Soest aus-gebremst.

Aus Magazin Nr: 162

5 min Lesezeit

Man wollte den im betreuten Wohnen versorgten alten Menschen, davon 47 Personen über 80, 19 Personen über 85 und 19 Personen über 90 einen bequemen Weg zur Corona- Schutzimpfung anbieten. Diese gehören zum einen alle zum Personenkreis mit der höchsten Priorität (Stufe I)! sowohl nach der Corona- Virus Impfverordnung des Bundes, sowie der STIKO (ständige Impfkommission am Robert Koch – Institut). Darüber hinaus heißt es in der Empfehlung der STIKO noch: innerhalb der Stufe I sind die ≥ 80-Jährigen besonders gefährdet und sollten, trotz schwerer Erreichbarkeit, zu Beginn der Impfaktionen geimpft werden.

In diesem Wissen wollte der Pflegedienst Lebenswert hier für den ihm anvertrauten Personenkreis einen verantwortungsvollen und für die alten Menschen möglichst einfachen und barrierefreien Weg gehen.

So stellte der verantwortliche Pflegedienstleiter bei der KV (Kassenärztlichen Vereinigung) einen formgerechten Antrag zur Bestellung von Impfstoff für die oben genannten Personengruppen. Von der KV kam dann auch die Bestätigung, dass die benötigten Impfdosen, nach erfolgreicher Prüfung der Anspruchsberechtigung durch die KV, zur Verfügung stünden und die Auslieferung von Seiten der KV zum gewünschten Zeitpunkt er-folgen könne.

Die KV hat sodann, wie im Verfahren vorgegeben, den Kreis Soest entsprechend informiert.

Im Wissen, um die oben genannten Vorgaben der STIKO und dem okay der KV hat der Pflegedienst mit der Organisation der Impfungen begonnen. Es wurden dazu mit den beiden autorisierten Impfärzten Dr. Neumann und Dr. Plattfaut zwei Impftermine abgesprochen, die Einverständniserklärungen bei den Bewohnerinnen/ Bewohnern und Mitarbeiter-innen/Mitarbeitern schon einmal eingesammelt, offene Fragen zur Impfung, besonders bei den alten Herrschaften, geklärt, etc., etc…

Viel Arbeit, alles freiwillig und mit hohem zusätzlichen Arbeitsaufkommen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behaftet, aber mit enormem Engagement gestemmt in dem Wissen, dass es hier um sehr viel geht, bei so manchem der Betreuten möglicherweise sogar um nicht weniger als um Leben oder Tod.

Als alles stand, dann der Hammer aus Soest!

Der Kreis Soest teilte dem Pflegedienst mit, dass die Impfungen nicht durchgeführt werden könnten, da der genannte und zur Impfung vorgesehene Personenkreis nicht priorisiert sei.

Die Einwendungen, es gehe doch in den Vorgaben der STIKO im Falle der Priorisierung innerhalb der Stufe I, ganz eindeutig und klar formuliert um das Alter der zu Impfenden, stießen auf kein Gehör, es wurde vielmehr darauf verwiesen, dass die Betroffenen jetzt zeitnah eine Einladung zur Impfung im Impfzentrum in Soest bekämen.

Die Frustration beim Pflegedienst und den zu Impfenden Bewohnern war jedenfalls riesengroß, insbesondere, da der betroffene Personenkreis tatsächlich schon am nächsten Tag Schreiben mit Erläuterungen, wie man einen Termin im Impfzentrum Soest vereinbaren könne, bekamen. Diese Schreiben nun waren, gelinge gesagt, insbesondere für ältere Leute, nur sehr schwer verständlich und kompliziert formuliert. Dieses hat, wie sich sicherlich Jeder verstellen kann, zu riesengroßer Verunsicherung und teilweise regelrecht Panik (wie soll ich da denn den Termin ausmachen? Wie da hinkommen?…) gesorgt!

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegedienstes mussten hier viel zusätzliche Beruhigungsarbeit leisten.

Das hätte man unserer Meinung nach allen Beteiligten nicht nur ersparen können, sondern bei sachgerechtem Umgang mit der ganzen Angelegenheit ersparen müssen!

Wir, die Fraktion und der Vorstand der SPD Ense haben daraufhin einen offenen Brief an die Landrätin Frau Irrgang und den Kreisdirektor Herrn Lönnecke geschrieben und um Aufklärung und um eine Aufhebung der ablehnenden Entscheidung gebeten, um den Weg für eine „Vorortimpfung“ doch noch frei zu geben. Leider hat sich Frau Irrgang gar nicht gemeldet und von Herrn Kreisdirektor Lönnecke kam lediglich der Hinweis auf einen Erlass aus Düsseldorf, der ihm die Hände binde. Unsere Bitte, uns diesen Erlass zukommen zu lassen, lehnte Herr Kreisdirektor Lönnecke mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit ab! Auch das ein weiteres trauriges und wenig Vertrauen stiftendes Verhalten der Verantwortlichen beim Kreis Soest. Wieso werden so wichtige Informationen denn nicht öffentlich gemacht? Wir sollten doch Alle in diesen so schwierigen Zeiten gelernt haben, dass ein ganz wichtiger Faktor zur Akzeptanz von Entscheidungen Offenheit und Transparenz sind!

Wie es dann weiter ging, ist uns Allen ja leider noch in lebhafter, schlechter Erinnerung: Zusammenbruch der Leitungen für die Impfanmeldung, zahllose vergebliche Versuche, doppelte Terminvergaben und dann auch noch der Impfstart, der geprägt war von Eis und Schnee! Unter diesem Eindruck wollten wir uns erst recht nicht mit der ablehnenden Haltung beim Kreis Soest abfinden und haben uns in einem weiteren offenen Brief an den zuständigen Minister in NRW, Herrn Laumann, gewandt.

Und tatsächlich kam dann auch von dort die erlösende Antwort, dass man ab März auch für den im betreuten Wohnen und in der Tagespflege befindlichen Personenkreis eine Impfung vor Ort mittels mobiler Teams ermöglichen werde.

Wir sind natürlich aus-gesprochen froh, dass offensichtlich doch noch, wenn auch erst nach etlichem hin und her, auf die „kleinen“ Leute vor Ort gehört wird und sich unser Einsatz für eine Sache von deren Richtigkeit wir von Anfang an zutiefst überzeugt waren, sich letztendlich ausgezahlt hat.

In diesem Sinne hoffen wir, dass wir alle mit Zusammenhalt, Engagement und Rücksichtnahme auf-einander, so gut wie eben möglich, durch diese Krise kommen.

Dagmar Dülberg, stellvertretende Vorsitzende

Wilfried Pater, Vorsitzender