08.06.2021

Das Schützen-Silber

Heimatliche Kleinode aus der Vergangenheit und unserer Gegenwart

Die Anfänge des Schützenwesens liegen weitgehend im Dunkel. Im Mittelalter um 1130 bis 1200 findet man Ersterwähnungen von Bruderschaften und Bürgerwehren, die die Mitbürger gegen Überfälle, Gesindel und Diebe und bei Krankheiten und Seuchen schützten und allgemein halfen. Auch waren dann diese Schutz- und Schützenbruderschaften dann Veranstalter und Ordnungshüter bei Volks- Festlichkeiten die zumeist kirchlichen Ursprungs waren. Eine der uralten Traditionen war immer die Begleitung der großen Prozessionen in den Städten und Dörfern.

In Rubrik: Historisch | Aus Magazin Nr: 163

3 min Lesezeit

Ähnlich alt wie das Schützenwesen kann man auch den Brauch der Ehrung des besten Schützen bei den traditionellen Wettbewerben vermuten. Dieser wurde mit einem Brustschild gehrt, welches er bei den Zusammenkünften trug. Ein Metallplättchen mit seinem Zeichen erinnerte nachfolgend an seine Schützenehre. Seit dem 16. Jahrhundert bewahren Schützengilden - und Bruderschaften die Ehren- und Schmuckzeichen. Die Schützen- Kleinodien werden zumeist in den Schützenhallen- oder Häusern ausgestellt. Die verschiedenen geschichtlichen Zeiten und die kulturellen Strömungen im Laufe der Jahrhunderte spiegeln sich in den Schmuck- und Königszeichen wieder. Bei den St. Georg- Schützen zu Soest liest man schon seit 1514 von einem silbernen Vogel, der streng geschützt wurde. Seit 1501 ist das Geseker Silberkleinod ein getriebener St. Georg auf einem Brustschild. Nur der König durfte dieses tragen. Graf Bernhard von der Lippe verleiht im Jahre 1532 der Bruderschaft von Lippstadt zwanzig kunstvoll geschmiedete Schwerter und einen silbernen Vogel. Bei den Briloner Schützen wird 1593 ein silberner Vogel mit Kette erwähnt. Ebenso werden ´hoiltzern roit geferbete Näpffe‘ genannt. 1627 zeigt ein Verzeichnis bereits 88 Trinkbecher auf. Der Becher gehörte sicherlich zum Aufnahmezeremoniell jener Zeit. Das Schützenwesen kann somit auf über 500 Jahre Tradition und Gebrauch von Ehrenzeichen und dem Schützensilber zurückblicken.

Bei unseren hiesigen Bruderschaften findet man immerhin Zeichen seit der Zeit um 1700. Zumeist ist im Mittelpunkt das Hauptzeichen der Bruderschaft mit dem Patron oder einem Vogelmotiv zu sehen.

Die Stiftung eines Erinnerungszeichen oder einer Medaille ist für den jeweiligen König freiwillig.

Schildzeichen aus dem Jahre 1830
Schildzeichen aus dem Jahre 1830
Medaille von 1863
Medaille von 1863
Königsorden aus dem Jahre 1899
Königsorden aus dem Jahre 1899
Königsorden aus dem Jahre 1901
Königsorden aus dem Jahre 1901

Jedoch war in den verschiedenen Zeiten der Kauf oder die Herstellung eines Silberzeichen für viele Menschen unerschwinglich. Dieses ist wohl auch der Grund für viele fehlende Königszeichen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Dem Betrachter stellt sich heute eine Reihe Ehrenzeichen dar, die in Form und Gestaltung die unterschiedlichen politischen und kulturellen Zeiten aufzeigen. Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts entdecken Betrachter/innen Schildzeichen aus Silber, flach getrieben mit Hof- und Berufssymbolen. Dieses und die Namen- und Schriftzeichen sind zumeist mit der Hand graviert.

In der Herstellung aufwendiger, sind die in barocker Modellierkunst gefertigten Königszeichen die zumeist in Silber mehrfach gegossen sind. Die Münzformen zeigen biblische Motive, kleine Heiligenreliefs oder Wappenzeichen. Segenssprüche oder Widmungen zieren jeweils die Randkanten. Späterhin spiegelt sich dann im 19. Jahrhundert die patriotische und nationale Begeisterung in den Zeichen. Viele Bruderschaften nennen sich nun Schützengesellschaft oder Gilde.

Nun wird auf religiöse Sinnbilder an der Königskette weitgehend verzichtet. Das Vaterlandgefühl und siegreiche Kriege sind auch an den Königsketten sichtbar. Man sieht in kleiner Form dargestellt Königskronen, Laubkränze, gekreuzte Gewehre und Adlerzeichen. Dazwischen entdeckt man aber auch Handwerks- und Hauszeichen. In dieser Zeit sind die Zeichen auch schon weitgehend maschinell aus Messing gestanzt oder gegossen und dann versilbert. Seit dem zweiten Weltkrieg sind die Bruderschaften als Name zurückgekehrt. In der Neuzeit gibt es eine große Auswahl fertiger Ehrenzeichen in die dann die Namen graviert werden. Oder man lässt sich ein Königszeichen mit eigenen Bildzeichen oder Symbolen bei einem Gold- oder Silberschmied fertigen.

Stolz einer jeden Schützengemeinschaft, die Königskette

So sind die Königsketten oder das Schützensilber unserer Bruderschaften und Vereine mit ihren unterschiedlichen Zeichen interessante Zeitdokumente aus der Geschichte des heimatlichen Schützenwesens und seiner Traditionen.