08.06.2021

Essbare Bestecke statt Mikroplastik

Einwegplastik-Verbot ab 3. Juli 2021

Bis zu 5 Gramm Mikroplastik nehmen Menschen nach Angaben australischer Forscher täglich
zu sich. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte.

Aus Magazin Nr: 163

3 min Lesezeit

Beispiel Kaffeebecher: Pro Stunde verbrauchen die Menschen in Deutschland 320.000 Stück, wie das Bundesumweltministerium berechnet hat. Pro Jahr sind das 2,8 Milliarden Becher. 1,3 Milliarden Kunststoffdeckel kommen laut Bundesumweltamt noch dazu. Sie müssen ab 3. Juli 2021 aus anderen Materialien als Einwegplastikhergestellt werden.

Gartenparty ohne Plastikbesteck, kein Kaffee-to-go mehr im Styroporbecher. Das Bundeskabinett hat die Umsetzung des EU-Plastikverbots mit Wirkung ab 3. Juli 2021 beschlossen. Der Abverkauf von bereits bestehenden Lagerbeständen soll aber zulässig bleiben, um eine Vernichtung ungebrauchter Einwegprodukte zu vermeiden.

»Viel zu oft enden Kunststoffe in der Umwelt oder den Meeren«, sagte Umweltministerin Svenja Schulze und meinte weiter, »wenn die weltweite Vermüllung der Natur so weitergeht, haben wir 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren«, so die SPD-Politikerin.

Das Verbot von Einwegplastik in der EU eröffnet neue Märkte - auch in Deutschland. In Göttingen etwa produzieren zwei Jungunternehmer essbare Gestecke. Die Idee kam dem 25 Jahre alten Hemant Chawla in seinem Heimatland Indien, wie er sagt. Auf einem Festival bestellte er ein Reisgericht, aber der Stand hatte keine Löffel mehr. Stattdessen reichte ihm der Verkäufer Brot. Die Idee, Besteck aus Brotteig herzustellen, war geboren.

Heute vertreibt Chawla mit seiner Geschäftspartnerin Juliane Schöning, die er bei einem freiwilligen Sozialen Jahr in Kassel kennenlernte, essbare Löffel, Schüsseln Strohhalme und Teller. Ihr Start-up »Kulero« (siehe https://www.kulero.de/) produziert in Westindien und bei einem Kekshersteller in Baden-Württemberg.

Abnehmer seien Supermärkte wie Edeka und Rewe, aber auch Hotels, Restaurants, Gefängnisse und Psychiatrien? »Ja«, sagt Juliane Schöning. Die Patienten können sich mit Besteck aus Metall oder Plastik selbst verletzen. Mit Brot-Besteckt gehe das nicht so leicht. Ähnlich in Gefängnissen: Da gehe es nicht um Nachhaltigkeit, sondern um Sicherheit.

Das Ziel »zerro wast« (null Abfall) verfolgt auch die Firma Füllett in Dresden. Das Unternehmen produziert - wie Kulero - To-Go-Verpackungen und Geschirr aus Brot. Die Zutaten: Weizen- und Roggenmehl, Wasser, Rapsöl und Salz - alles biologisch produziert.

Doch nicht nur Teig ist ein Mittel der Wahl: In Norddeutschland entwickeln Wissenschaftler*innen sogar essbare Verpackungen aus Algen. Das Alfred-Wegner-Institut (AWE) und die Hochschule Bremerhaven kooperieren dazu mit der Fischhandelskette Nordsee.

Verpackungen aus Algen gehören in Indonesien schon zum Alltag. Die Firma Evoware produziert hier zu »Einwegplastik-Produkten« biologisch abbaubare Alternativen aus Algen und Seegras. Diese Produktlinien sollen nicht nur den Lebensunterhalt von Meeresalgen-Bauern aufbessern, wie das Unternehmen auf seiner Webseite schreibt, sondern sie sind vollkommen kompostierbar - aber auch essbar.

A. Franz,

Quellen: Internet u. a. www.Social-Startups.de