09.03.2021

#Nachhaltigleben

10 Tipps

Das Thema der Energiewende ist aktueller denn je und wer das Auto stehen lässt und sich lieber mit dem Fahrrad fortbewegt, nimmt nicht nur seine Umgebung ganz anders und viel direkter wahr, sondern tut auch noch etwas Gutes für unseren Planeten. Doch nicht nur mit unserer Fortbewegung können wir beeinflussen, wie viele Spuren wir hinterlassen. Unser tägliches Verhalten und insbesondere unser Konsum entscheidet darüber, wie stark wir auf Kosten anderer, und nicht zuletzt auf Kosten unserer eigenen Zukunft, leben. Darum haben wir selber einmal versucht, unseren Alltag ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten. Natürlich alles ohne utopische Ziele, sondern mit ganz einfachen Mitteln, die jeder, der es nur will, nachmachen kann. Die wichtigste Erkenntnis unseres Selbstversuchs: Das alles war weder Selbstaufgabe noch Bestrafung, sondern hat total viel Spaß gemacht! Umso mehr würden wir uns freuen, wenn ihr den ein oder anderen Tipp selbst ausprobiert, oder – wenn ihr das alles schon kennt – diese Geschichte einfach an Freunde oder Bekannte weiterreicht. Nun aber genug der Worte und viel Spaß beim #nachhaltigleben!

Aus Magazin Nr: 162

10 min Lesezeit

1. Lose Ware lose lassen: Unverpackt "Light"

Der erste Tipp ist total einfach umzusetzen: Nachhaltig einkaufen for Beginners. In Supermärkten oder auch in Bäckereien gibt es viele lose Waren, die gar keine Verpackung haben, die auch keine benötigen und die wir trotzdem fleißig in kleine Plastiktüten oder Papierbeutel füllen. Obst, Gemüse, Brot, aber auch Käse und Wurst braucht man entweder gar nicht extra zu verpacken, oder kann sie einfach zum Beispiel in Beuteln aus Baumwolle oder in Aufbewahrungsdosen verstauen. Unsere Erfahrung: Was früher oft für erstaunte Blicke und Diskussionsbedarf sorgte, ist mittlerweile total normal und problemlos möglich. Packt einfach eure Dosen und Beutel mit ein und fragt zum Beispiel an der Käsetheke oder beim Bäcker freundlich nach, ob man dort so lieb ist und euch den Einkauf darin verpackt. Bei uns hat es bisher immer geklappt und manchmal sogar eine positive Diskussion entfacht.

2. Mehrweg statt Einweg

Es steckt schon im Namen: Einweg-Getränkeflaschen werden aufwendig produziert, nur um sie ein einziges Mal zu benutzen. Warum macht man das? Nun – vermutlich, weil es billiger und bequemer ist. Dadurch entstehen aber Unmengen von Plastikmüll und es wird viel Energie für die Produktion benötigt, was unter anderem viel CO2 bedeutet. Beides lässt sich einfach vermeiden: Die Mehrweg-Alternativen stehen in manchem Supermarkt direkt nebenan. Etwas unbequemer ist die Fahrt zum Getränkemarkt. Wenn ihr gut plant und auf Vorrat kauft, könnt ihr die Zeit aber locker rausholen und vielleicht sogar Geld sparen. Am besten kauft ihr übrigens Getränke aus der Region, denn der Transport ist für einen großen Teil der CO2-Bilanz von Getränken verantwortlich. Am nachhaltigsten ist aber immer noch das Wasser aus der Leitung.

3. Mit Köpfchen Kaufen

Manchmal ist es beinahe schon absurd, was man so im Supermarkt finden kann. Brotaufstrich in Miniaturverpackungen zum Apothekerpreis, einzeln in Plastik verpackte Kekse, Kaffeepads und so weiter. Die sinnvolleren Alternativen stehen meist direkt daneben. So könnt ihr euch zum Beispiel für Spülmaschinenpulver entscheiden und nicht für die einzeln in Plastik verpackten Tabs. Unsere Beispielkekse gibt es in einer Version, bei der jeweils vier Kekse zusätzlich zum Karton nochmal extra in Plastik eingeschweißt sind – direkt daneben liegt die Packung, in der alle Kekse in nur einer Folie verpackt sind. Das ist immer noch Müll – aber eben weniger. Ihr seht: selbst im normalen Supermarkt lässt sich eine Menge Müll vermeiden, wenn man ein bisschen mitdenkt.

4. Einfach mal selbermachen

Hierfür gibt es viele Ausreden. Keine Zeit zum Beispiel oder keine Ahnung. Dabei ist selbermachen oft total einfach, günstig und es dauert auch nicht unbedingt lange. Ein Pizzateig zum Beispiel ist eine Sache weniger Minuten und für Nudelteig gilt dasselbe. Etwas Mehl, Eier, Salz und Olivenöl vermischen – das bekommt wohl jeder hin. Ihr meint immer noch, ihr könnt das nicht? Im Internet gibt es ohne Ende schnelle und einfache Rezepte – Versucht es doch mal! Ihr werdet es nicht bereuen, denn selbstgemachtes Essen schmeckt nicht nur gut – ihr wisst auch genau, was Gutes drin steckt (und vor allem auch, was NICHT drin steckt). Die Zubereitung kann sogar Spaß machen und auf das Ergebnis dürft ihr einfach mal richtig stolz sein. Guten Appetit!

5. Weniger ist mehr

Ja: Gutes kostet mehr! Aber: Geiz ist eben nicht immer geil, sondern geht auf Kosten von anderen, beziehungsweise letztendlich von uns allen. Fair und nachhaltig produzierte Lebensmittel kosten eben etwas mehr. Immerhin geht es hier aber auch um eure Lebensgrundlage. Ihr habt die Wahl, was ihr eurem Körper als Brennstoff liefert und ob dafür Tiere oder Menschen ausgenutzt werden und die Umwelt nachhaltig zerstört wird – oder eben nicht. Wir haben mal einen Probeeinkauf im Supermarkt um die Ecke gemacht: Der Bio-Einkauf links hat 8,21 € gekostet. Rechts seht ihr, welche Menge Lebensmittel man aus der normalen Produktpalette für annähernd denselben Betrag bekommt. Der Unterschied ist markant. Aber ihr könnt das ausgleichen. Zum Beispiel, indem ihr einfach mal weniger konsumiert: Weniger Süßigkeiten, weniger Alkohol, weniger Genussmittel im Allgemeinen, eine Flugreise weniger, weniger Autofahren. Überlegt euch, für wie viele sinnlose Dinge ihr im Alltag Geld ausgebt. Lässt sich nicht auf den ein oder anderen Luxus verzichten, um dafür sich selbst und allen Lebewesen langfristig etwas Gutes zu tun? Das Stück faire Bio-Schokolade könnt ihr euch trotzdem gönnen – aber eben nur ab und zu. Und ja: Wir wissen, dass es Menschen gibt, die sehr aufs Geld achten müssen. Die meisten von uns können sich aber durchaus ein anderes Konsumverhalten leisten.

6. Gut geplant ist halb gekauft

Mit so vielen Gedanken zum nachhaltigen Einkaufen kann man viel Zeit verbringen. Wenn man dann noch vom Bauernhof zum Bio- und zum Unverpacktladen pendelt, geht sicherlich mehr Zeit für den Einkauf drauf, als wenn man zum Discounter um die Ecke fährt. Mit etwas Planung könnt ihr aber den Spieß umdrehen. Versucht doch mal einen wöchentlichen Großeinkauf und macht ihn zum Event. Eine schöne Tour mit dem Fahrrad macht nicht nur Spaß, ihr habt euer Sportprogramm oder den Familienausflug gleich mit erledigt und der Einkauf wird zur Nebensache. Planung hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Wenn ihr euch vorab überlegt, was ihr die Woche über essen möchtet, könnt ihr zielgerichtet einkaufen und müsst weniger wegschmeißen. Planung kann aber auch bedeuten, dass ihr euch morgens die Schnitte Brot als Mittagssnack schmiert und anstelle des Coffee-to-go zwischendurch lieber den heißen Kaffee aus der eigenen Thermoskanne genießt.

7. Verpackungsfrei einkaufen

Die hohe Kunst des Müllvermeidens! Das geht besonders einfach, wenn ihr in der Nähe einen „Unverpacktladen“ habt. Zugegeben: Die gibt es (noch) nicht überall, insbesondere nicht in ländlichen Gegenden, aber immer mehr solcher Läden öffnen (Werl, Theo Türenlos)! Auch hier ist der Einkauf in der Regel teurer, dafür wird aber in den meisten Läden auch auf fair produzierte Bioware Wert gelegt. Oftmals könnt ihr aber auch sparen, zum Beispiel, wenn ihr für ein spezielles Essen nur ganz kleine Mengen einer bestimmten Zutat benötigt, von der ihr im Supermarkt eine große Packung kaufen müsstet. Hier gilt: Einfach mal ausprobieren und herausfinden, was für einen persönlich gut passt. „Unverpackt“ geht übrigens auch Laden um die Ecke. Schaut euch doch mal um, was es bei euch in der Region für Produzenten gibt. Einige Mühlen verkaufen zum Beispiel direkt, dort könntet ihr euch Mehl in großen Gebinden kaufen – beinahe wie unverpackt. Aber auch beim Bauern um die Ecke gibt es oftmals viele Produkte ohne aufwendige Verpackung.

8. Regional Einkaufen

Bei einigen Produkten haben wir uns gefragt: Wie soll man die in Bioqualität und ohne Verpackungswahnsinn einkaufen? Fisch zum Beispiel, viel Gemüse oder auch Kräuter, die selbst im Bioladen oft aufwendig im Topf und in Folie eingewickelt über die Ladentheke gehen. Die Antwort ist oft ganz einfach: Regional einkaufen und zwar direkt beim Produzenten. Vielerorts bieten Biobauern ihre Ware direkt ab Hof an, frisch und unverpackt. Wir haben zum Beispiel in der Nähe gleich mehrere Fischzuchten gefunden, die ihren Fisch frisch gefangen im Laden nebenan verkaufen. Und auf dem Wochenmarkt kommen die Bauern fast direkt vor eure Haustüre. Es ist vielleicht etwas ungewohnt oder oldschool, aber es funktioniert! Verbinde den Einkauf mit einer Radtour, dann macht er gleich doppelt Spaß.

9. Saisonal Einkaufen

Neben dem Verpackungswahnsinn ist der Transport ein großes Problem in der Ökobilanz vieler Lebensmittel. So kann zum Beispiel ein Mineralwasser in Pfand-Glasflaschen ganz schnell zur CO2-Schleuder werden, wenn es aus irgendeinem Gebirge in Frankreich gezapft und einmal längs durch Europa gefahren wird, bevor es im Supermarkt um die Ecke landet. Es macht also, wie schon in Tipp 8 gesagt, Sinn, regional einzukaufen. Damit geht fast automatisch der saisonale Einkauf einher. Frische Erdbeeren mitten im Winter? Da ist wohl jedem sofort klar, dass diese Erdbeeren nicht auf dem Feld um die Ecke gewachsen sind. Wenn ihr wisst, welche Obst- und Gemüsesorten wann reif sind, ist es viel einfacher, regionale Ware zu finden. Auch für den Einkauf beim Bauern ist es eine Hilfe, wenn ihr wisst, was wann im Laden zu erwarten ist. Eine schöne Hilfe für die Einkaufsplanung haben wir hier gefunden: https://www.regional-saisonal.de/saisonkalender.

10. Selber anbauen

Der letzte Tipp ist zwar mit etwas Mühe und Aufwand verbunden, es macht aber auch einfach total viel Spaß: Obst und Gemüse selber anbauen! Dazu braucht ihr noch nichtmal unbedingt einen eigenen Garten. Kleine Kübel passen auf jeden Balkon und reichen völlig aus, um zum Beispiel Tomaten, Kohlrabi, Paprika oder auch rote Beete anzubauen. Wenn ihr selber so viel Mühe in eure kleinen Pflanzen gesteckt habt, wisst ihr es umso mehr zu schätzen, deren Früchte später zu essen. Und die schmecken garantiert besser als aus dem Laden!

Text & Fotos: www.lifecyclemag.de / Stephan Peters & Martin Donat